Der Mensch ist für sein tägliches Leben bestens gerüstet, denn die Natur gab ihm fünf Sinne, um seine Umwelt zu erleben. So können wir Gefahren schon von Weitem erkennen. Wir können Duft und Geschmack genießen. Die warme Haut und die Stimme eines geliebten Menschen erfreuen uns und machen uns glücklich. Zumindest dann, wenn wir uns die Zeit nehmen, auf diese Kleinigkeiten des Alltags zu achten. Denn obwohl wir ausgerüstet sind mit wunderbar empfindlichen Antennen, nutzen wir sie immer weniger. Statt dessen brauchen wir immer intensivere Reize, um uns wach und lebendig zu fühlen. Nun besteht an intensiven Reizen und schnelllebigen Attraktionen in unserer technisierten Zeit zwar kein Mangel, dennoch nimmt die Unzufriedenheit ständig zu. Stress, Erschöpfung und Burn-out sind längst zu den alltäglichen Volkskrankheiten unserer Gesellschaft geworden. Viele Menschen fühlen sich überfordert von Leistungsdruck, Konkurrenzdenken und permanentem Erfolgszwang.
Selbst die Zeit, die eigentlich der Erholung zur Verfügung stehen sollte, ist durchorganisiert und minutiös getaktet, um Raum für möglichst viele Aktivitäten zu bieten. Die Folge: Körper und Geist werden von einer Reizlawine überflutet, die für wirkliche Regeneration keinen Spielraum lässt. Die Überforderung im Alltag geht nahtlos in die Überforderung der Freizeit über. Oft müssen Körper oder Geist erst sehr deutlich Grenzen setzen, bevor wir bereit sind, auf unsere eigenen Signale zu achten!
Wenn der Körper streikt
Schlafprobleme, Allergien, Bluthochdruck, Verspannungen, Magen- oder Herzbeschwerden - wenn Körper und Seele durch dauerhafte Anspannung aus dem gesunden Gleichgewicht geraten, ist das für den Einzelnen oft sehr schmerzhaft. Dennoch ist ein solcher „Warnschuss” des Körpers immer auch als Chance zu betrachten. Unser Organismus mahnt uns lediglich, achtsamer mit uns umzugehen. Oft sind plötzlich auftretende Beschwerden der entscheidende Wendepunkt im Leben stressgeplagter Menschen. Allergien oder Beschwerden des Magen-Darm-Trakts beispielsweise zwingen uns dazu, uns bewusster mit unseren Lebensgewohnheiten und unserer Ernährung zu befassen. Bewusster essen, schmecken und genießen - der achtsame Umgang im Kleinen tut dem gesamten Menschen gut und führt letztlich auch zu einem bewussteren Alltags-Erleben im Großen!
Achtsamkeit (wieder)erlernen
Der bewusst erlebte Moment, der von anderen Reizen oder störenden Gedanken völlig ungetrübt erlebt wird: Der Buddhismus versteht Achtsamkeit als Konzentration aller Sinne auf das Hier und Jetzt. Zwar verfügt grundsätzlich jeder Mensch über diese völlig natürliche Gabe des bewussten Erlebens. Nicht jeder aber ist aufgrund seiner Lebensumstände und Lebensgewohnheiten in der Lage, sie auch entsprechend zu nutzen. Hier helfen traditionelle Bewegungskonzepte und Meditationsübungen, Körper und Seele langsam wieder für das innere Empfinden zu sensibilisieren.
Eine altbewährte Methode, den eigenen Körper bewusst zu erleben und seine Gedanken ganz auf die eigene Mitte zu fokussieren, ist Yoga. Yoga ist ein Konzept, das weitaus mehr als nur gymnastische Übungen umfasst. Vielmehr bringt die jahrtausendealte indische Bewegungslehre durch Atemübungen und Meditation die körperliche Bewegung und das geistige Erleben in Einklang. Chronische Schmerzen, Erschöpfungszustände und andere stressbedingte Symptomatiken lassen sich auf diese Weise mildern und weichen einer völlig neuen Wahrnehmung, die achtsam mit uns und unserer Umwelt umzugehen versteht. Einen plötzlichen Regenschauer mit Freude zu erleben oder mit Haut und Haaren in einen perfekten Moment der Stille einzutauchen - Achtsamkeit heißt, das Leben mit allen Sinnen zu genießen.
- Download »Achtsamkeit: Konzentration aller Sinne auf das Hier und Jetzt«, als PDF-Datei (92 KB)
Weiterführende Link
- Buddhayana e. V., Ursprung der verwendeten Grafik ”8 samkeit”
- MBSR-Verband e. V., Berlin (Verband der Achtsamkeitslehrenden)