Die Neurolinguistische Programmierung, kurz NLP, integriert Elemente aus der Kommunikationswissenschaft und aus der Psychologie. Sie findet im therapeutischen Rahmen Anwendung, ihre Erkenntnisse bezüglich zwischenmenschlicher Kommunikation lassen sich jedoch auch außerhalb einer Therapie anwenden, sodass etwa auch Manager oder Verkäufer in Neurolinguistischer Programmierung geschult werden.
Verschiedene Zugriffsweisen auf die Welt: Innere Landkarten
Die Grundannahme der Neurolinguistischen Programmierung ist, dass jeder Mensch, bedingt durch die Erfahrungen, die er bisher gemacht hat, einen eigenen Zugang zur Welt, einen eigenen Blick auf die Dinge hat, der auch eine ganz eigene, individuelle Realität erschafft. Keine dieser Herangehensweisen, die NLP nennt sie ”innere Landkarten”, ist dabei richtiger als die andere, sie existieren gleichberechtigt nebeneinander und bedingen unter anderem auch unterschiedliche Kommunikationsmuster.
Entscheidend ist dabei auch die Frage, über welchen seiner fünf Sinne ein Mensch den vorrangigen Zugriff auf die Welt erlangt: visuell über den Sehsinn, auditiv über das Gehör, olfaktorisch über den Geruch, gustatorisch über den Geschmack. Ein haptischer Zugriff auf die Welt durch Tasten und Berühren erhält in der Neurolinguistischen Programmierung die Bezeichnung ”kinästetisch”.
Körper, Gedanken und Gefühle, so ein weiteres Axiom der Neurolinguistischen Programmierung, sind ein zusammenhängendes System und beeinflussen einander. Ein positiver Gedanke wird, so die Annahme, die Körperhaltung beeinflussen, umgekehrt lässt sich über den Körper auch Einfluss auf Gedanken und Gefühle nehmen und sogar eine andere Zugriffs- und Kommunikationsweise eröffnen.
NLP-Formate in der Therapie
Diese Erkenntnis wird in der Therapie verwendet, um zum Beispiel den Umgang mit unangenehmen Erfahrungen zu erleichtern. Ein visuell auf die Welt zugreifender Klient etwa wird angeleitet werden, das entstandene innere Bild zielgerichtet zu verkleinern und an den Rand des Blickfeldes zu schieben. Damit, so die Idee der NLP, wird auch die zugrunde liegende Erfahrung an Bedeutung verlieren. Weitere Elemente einer NLP sind Autosuggestion, Dissoziation, Konditionierung und Reframing; die entsprechenden therapeutischen Vorgehensweisen, Methoden und Gesprächsabläufe heißen in der Neurolinguistischen Programmierung ”Formate”.
Der Therapeut muss dabei die geeigneten Formate für seinen Klienten finden und zu diesem Zweck in der Lage sein, verschiedene Kommunikationsweisen zu nutzen und auf die jeweilige innere Landkarte des Klienten einzugehen. Diesem soll dabei geholfen werden, sich von unbewusst ablaufenden Programmen unabhängig zu machen oder sie bewusst zu steuern. Das nötige Instrumentarium hierzu trägt der Klient laut NLP bereits in sich, es muss lediglich aktiviert werden.
NLP als Kommunikationsmodell
Die Erkenntnisse der Neurolinguistischen Programmierung wurden gewonnen, indem besonders erfolgreiche Hypnose-, Gestalt- und Familientherapeuten in Hinblick auf gemeinsame Kommunikationsmethoden beobachtet wurden. Sie lassen sich aber auch auf Kommunikationssituationen außerhalb des Therapiegesprächs übertragen; häufig wird die Neurolinguistische Programmierung sogar ganz unabhängig vom therapeutischen Zusammenhang als bloßes Kommunikations-Modell betrachtet.
Hierbei erscheint insbesondere die Idee des individuell verschiedenen Zugriffs auf die Welt wichtig, denn dieser kann ein Misslingen der Kommunikation bedingen. Unterschiedliche Kommunikationsweisen werden als Ausdruck eines unterschiedlichen Zugriffs auf die Welt gedeutet, der ein Missverstehen zur Folge haben kann. Im Vorteil ist daher, wer verschiedene Zugriffs- und Kommunikationsweisen flexibel einsetzen kann; unter anderem darauf zielen zahlreiche NLP-Kommunikationstrainingsprogramme ab.
Pacing und Leading
Ziel der Kommunikation ist es, eine emotionale Verbindung zum anderen herzustellen, die Neurolinguistische Programmierung nennt das einen Rapport. Hierzu dienen die Strategien ”Pacing” und ”Leading”. Pacing bedeutet dabei eine Angleichung an den anderen, etwa in Tonfall und Lautstärke, aber auch hinsichtlich der Gestik und der Körperhaltung. Dieses ”Spiegeln” des Gegenübers soll das Gefühl von Einverständnis und Gemeinsamkeit wecken. Das Leading hingegen führt neue Kommunikationssignale ein, wodurch im Gespräch die Führung übernommen wird. Im Idealfall wechseln sich Leading und Pacing ab.
Grundsätzlich können die Erkenntnisse der Neurolinguistischen Programmierung auch zur Manipulation eines anderen eingesetzt werden; um dies zu verhindern, haben die NLP-Verbände ethische Standards etabliert, die die Mitglieder unter anderem dazu verpflichten, das Recht eines jeden Menschen auf Selbstbestimmung zu respektieren.
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